#029: »Bisher nicht in Erscheinung getreten«

📅 Mai 2023   🏛️ Staatsanwaltschaft Essen   💬 2 Kommentare Kommentar schreiben

Radfahrer muss wegen Vorrangnahme stark bremsen und wird zu Fall gebracht.


Warum ich „so spät“ gebremst habe? (Ich erkläre es, weil es bei Twitter damals viral ging und das die Hauptfrage war). In dem Video sieht man, dass der Fahrer erst im aller letzten Moment einen Blick in meine Richtung warf. Den Radverkehr hat er also komplett ignoriert.

Normalerweise sind die Autos, die in die gleiche Richtung fahren wie ich (und dann abbiegen) das Problem sind, nicht die, die mir entgegenkommen. Daher habe ich einen Schulterblick nach links gemacht. Als ich wieder nach vorne schaute war es schon fast zu spät. Stark gebremst, über den Lenker geflogen, knapp am Heck vorbei geschüsselt.

Der Fahrer stieg aus und erkundigte sich, ob alles ok sei. Im gleichen Atemzug gab er mir jedoch auch direkt die Schuld. „Ich sei zu schnell“, „keine Chance gehabt dich zu sehen“, „du darfst auf dem Rad gar nicht so schnell fahren“ usw.

Ich habe ihn gebeten die Polizei zu rufen, was er dann auch tat.

Danach ging er in den REWE-Markt. Für rund 30 Minuten. In der Zwischenzeit war natürlich die Polizei längst da, hat sich meine Geschichte angehört, der Krankenwagen kam. Und dann kam endlich auch der Autofahrer wieder zurück, mit seinen Einkäufen.

Natürlich hat er eine Ansage von der Polizei bekommen. Man hätte es auch als Unfallflucht sehen können.

Vor Ort hatte ich den Krankentransport ins Krankenhaus zunächst abgelehnt, am Abend bin ich dann doch noch ins Krankenhaus gegangen, da die Schmerzen in der Hüfte stärker wurden.

Die 3 darauffolgenden Tage konnte ich nahezu gar nicht laufen. Insgesamt 3 Wochen Krankenschein, dank geprellter Hüfte (und ein paar Hautabschürfungen).

Das Bild zeigt einen Brief der Staatsanwaltschaft Essen an einen Beschuldigten wegen fahrlässiger Körperverletzung. Das Verfahren wurde vorläufig eingestellt, da der Beschuldigte bisher nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten ist und die Verletzungen gering waren. Als Auflage muss der Beschuldigte 300,00 Euro an die Staatskasse zahlen. Nach Erfüllung der Auflage wird das Verfahren endgültig eingestellt. Der Brief enthält auch Kontaktdaten und Anfahrtshinweise zur Staatsanwaltschaft.

Der Unfallverursacher weigerte sich zunächst für den entstandenen Schaden aufzukommen. Das Ganze zog 9 Monate Schriftwechsel der Anwälte beider Seiten mit sich, bis der Unfallverursacher letztlich dann doch gezahlt hat:

  • 600 € Schmerzensgeld
  • 540 € Reparaturkosten Fahrrad
  • 220 € Rechtsanwaltsgebühren
  • 300 € Strafe an die Staatskasse
ℹ️ Bitte beachte, dass die gemeldeten Fälle nicht vollumfänglich überprüft werden können. Es liegt außerhalb meiner Möglichkeiten, die Richtigkeit aller Informationen zu verifizieren.

Fall aus

veröffentlicht am

Schlagwörter:

Das hat für mich Interesse

Hinterlasse einen Kommentar, um dein Interesse an diesem Fall Kund zu tun! Je mehr Menschen dies tun um so besser! (Die Beiträge werden manuell freigeschaltet)

2 Antworten

  1. Marc

    @Michael: darüber, ob es Unfallflucht oder „nur“ unterlassene Hilfeleistung war lässt sich streiten.
    Ich kopiere mal:
    „Fahrerflucht, auch bekannt als Unfallflucht, liegt vor, wenn sich ein Unfallbeteiligter vom Unfallort entfernt, ohne seine Personalien und die Umstände des Unfalls den anderen Beteiligten oder der Polizei mitzuteilen. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einen größeren oder einen eher geringen Schaden handelt.“

  2. Michael

    Sorry nein, das passt nicht als Unfallflucht.

    Das war definitiv ein arschiges Verhalten und in einer Welt, in der Sicherheit im Verkehr eine Rolle spielt hätte man den schon für seine unqualifizierten Kommentare und mangelndem Gefahrenbewußtsein kostenpflichtig begutachten sollen.

    Aber wenn er selbst die Polizei ruft kann das keine Unfallflucht mehr sein. Bliebe ggf. unterlassene Hilfeleistung, aber so wild war der tatsächlich entstandene Schaden zum Glück ja nicht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert